Aktivurlaub: Stramme Wadl
Heute muss aber der innere Schweinehund daran glauben. Der Himmel über den Hügeln leuchtet blau, die Mangfall schlängelt sich durch das Tal und die Wiesen strahlen in frischem Grün. Perfekte Bedingungen für eine Radtour. Die Reifen sind ordentlich aufgepumpt, die Fahrradtasche ist gepackt, die Karte liegt bereit – und los geht es. Vom Volksfestplatz in Bad Aibling radeln wir zuerst nach Ellmosen und Thann. Dann gehts weiter durch die Thanner Filze. Ruhig ist es hier und angenehm flach. Um die Ecke taucht das wunderschöne Schloss Maxlrain auf, das im 16. Jahrhundert im Stil der „bairischen“ Renaissance erbaut wurde und sich in Privatbesitz befindet. Leider ist es noch zu früh für eine Pause, obwohl die Schlossgaststätte, das Bräustüberl und auch der Biergarten sehr verlockend aussehen.
Mit Blick auf den Wendelstein fahren wir weiter bis nach Weihenlinden. Die erste Pause haben wir für die malerische Wallfahrtskirche zur Heiligen Dreifaltigkeit aufgehoben. Eine echte Idylle. Die zu erreichen verlangt schon etwas Muskeleinsatz. Aber wir haben ja Zeit. Also ganz gemütlich, denn, das was Sie erwartet berührt das Herz.
Landschaft erfahren – Aktivurlaub für alle Sinne
Spätestens nach dem Aufstieg nach Irschenberg wissen wir, warum diese Radltour „Stramme Wadl“ heißt. Gut drei Kilometer ist der Anstieg lang und ganz schön steil. Aber es lohnt sich! Toller Ausblick auf das Kaisergebirge, die Zillertaler Alpen und die Schlierseer Berge. Bevor wir wieder bergab sausen, finden wir den passenden Platz für das Picknick. Eine Blumenwiese mit „unserem“ Baum: Blütenpracht, Schatten, Ruhe, Aussicht – alles da. Also schnell die Decke ausgebreitet und die Brotzeit ausgepackt.
Erst überlegen wir, ob wir dann noch einen Abstecher nach Wilparting machen sollen. Den berühmten Blick auf die wunderschöne Kapelle mit Gasthof und Biergarten vor grandiosem Bergpanorama kennt jeder, der schon einmal die Autobahn in Richtung Salzburg gefahren ist. Doch heute haben wir noch eine andere Kirche eingeplant. Nämlich die Heilig- Kreuz-Kirche in Berbling, in der 1881 das bekannte Gemälde „Drei Frauen in der Kirche“ von Wilhelm Leibl entstanden ist. In der Vorhalle besichtigen wir eine Kopie des Gemäldes, das sich heute in der Hamburger Kunsthalle befindet.
Und hier noch ein wenig Wissen zum Angeben: Leibl lebte von 1844 bis 1900 und gilt als bedeutender Vertreter des Realismus in Deutschland. In Bad Aibling und Berbling malte er ab 1872.430 Höhenmeter und 39 Kilometer später kommen wir wieder nach Bad Aibling
Jetzt haben wir uns einen Sundowner auf der Terrasse im Stadtzentrum wirklich verdient. Zufrieden ziehen wir somit Bilanz: Ordentlich bewegt, hügelige Landschaft mit vielen Ausblicken auf die oberbayerische Bilderbuchlandschaft genossen, Kultur erlebt – Radeln, also Aktivurlaub, ist einfach super. Perfekte Geschwindigkeit zum genussvollen Erleben. So erfährt man im wahrsten Sinn des Wortes eine Gegend neu und ganz anders.
Rund 220 Kilometer gut ausgeschilderte Radwege gibt es in Bad Aibling und Umgebung. Die lassen sich bei geführten Touren oder auf eigene Faust, mit Rad oder E-Bike entdecken.
Jetzt planen! Ein fünftägiger Rad-Urlaub „Gesundheit-Bewegung-Genuss“ in Bad Aibling ist zum Preis ab 274,50 Euro p.P. / DZ erhältlich. Darin enthalten sind vier Übernachtungen mit Frühstück (Mittwoch bis Sonntag), ein Leihfahrrad für drei Tage (Aufpreis für E-Bike), ein Gutschein für das Bräustüberl Maxlrain im Wert von 20,00 Euro, eine Rad- und Wanderkarte sowie ein Porzellan-Kaffeebecher to go. Ein außergewöhnlicher Tipp: Streetsteppen!
Was für ein Spaß. Nach kurzer Zeit haben wir uns alle an das neue Sportgerät gewöhnt und genießen nun die Landschaft.
Da fehlt si nix – Fehlt da was? Schaut aus wie ein Rad. Aber nur fast. Rahmen, Lenker, Kette, Schaltung, Bremsen – alles da. Aber wo bitte ist der Sattel? Wie soll das gehen, ohne Sitz? Bei einer geführten Tour durch die schöne Landschaft Richtung Maxlrain lernen wir ganz schnell: Die Idee mit dem Fahrrad war gar nicht so schlecht, aber die Pedale sind viel größer als beim Rad. Das ist auch gut so, denn beim Streetstepper steht man auf den Pedalen und tritt sozusagen von einem Fuß auf den anderen. Nach ein paar Versuchen geht das auch schon ganz gut. Tourleiter Martin Anzinger hat mit uns diese Alternative zum Fahrrad nicht nur ausprobiert, sondern auch unsere vielen Fragen beantwortet.
Wer hat’s erfunden, das Streetsteppen?
Die Idee hatte der Österreicher Martin Buchberger. Der musste das Mountain- biken aufgeben, weil er Rückenproble- me hatte und trainierte deswegen im Fitnessstudio auf einem Indoor-Stepper. Weil ihm das gut gefiel, er aber lieber an der frischen Luft sein wollte, bau- te er 2004 den ersten Prototypen in der Drechslerwerkstatt seiner Eltern im Zillertal. Seine Idee dabei war, dass die natürliche Haltung des Menschen das
Stehen ist und die natürliche Bewegung das Gehen. So vereint der Streetstepper heute die Vorteile des Laufens und des Radfahrens und spart sich die Nach- teile, zum Beispiel eine Zwangshaltung des Körpers. Inzwischen sind unsere Streetstepper mit dem Gütesiegel der Aktion Gesunder Rücken (AGR) aus- gezeichnet. Mit diesem Siegel werden nur Produkte gekennzeichnet, die von medizinischen Experten auf ihre rückengerechte Konstruktion hin überprüft wurden.
Seit wann organisieren Sie Touren mit dem Streetstepper? Und wie sind Sie selbst zum Streetsteppen gekommen?
Seit 2015 bin ich einer der ersten In- struktoren der Firma in Deutschland und veranstalte seither geführte Tou- ren rund um Bad Aibling. Vor Jahren hatte ich zufällig im Internet ein Foto eines Streetsteppers gesehen. Ich habe dann recherchiert und im österreichi- schen Ellmau zwei Geräte ausgeliehen,
››Erst ungewohnt, dann überzeugend‹‹eigentlich nur übers Wochenende. Aber am Montag habe ich dort angeru- fen, sie sollen die Rechnung schicken, so gut hat meiner Frau und mir das Streetsteppen gefallen.
Ist ein Streetstepper ein Streetstepper oder gibt es Unterschiede?
Es gibt inzwischen zwei Modelle: einen Mountainstepper mit großen Rädern, Federgabel und 30 Gang-Kettenschal- tung und leichtere Roadstepper mit kleineren Rädern und neun Gängen. Die Konstruktion ist bei beiden im Prinzip gleich. Es kommt nur darauf an, welche Touren man unternehmen will – eher in die Berge, auf Wald- und Forstwegen oder auf befestigten Stra- ßen und Radwegen. Welches der beiden Modelle besser zu einem passt, kann man bei einer meiner geführten Touren leicht herausfinden
Streetsteppen sieht erst einmal ungewohnt aus. Wie lernt man das?
Das lernt man eigentlich ganz ein- fach, indem man sich draufstellt und dann mit den Füßen auf und ab tritt. Wer Treppen steigen und radeln kann, kann auch streetsteppen. Spaß an der Bewegung und Gleichgewicht halten sind die wichtigsten Voraussetzungen. Dann lernt man das in wenigen Minuten. Auch Anfänger haben norma- lerweise keinen Muskelkater, weil vor allem große Muskeln bewegt werden, die man eh viel nutzt. Sie brauchen also auch keine besondere Fitness, wenn Sie das erste Mal streetsteppen.
Interessiert? Dann gleich
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